Italien ist für viele ein Traumland. Aber was die Ausbildung betrifft, brauchen wir Schweizer Italien nicht zu beneiden. Ich möchte in wenigen Worten die Probleme ansprechen, auf welche die Jugendlichen nach Abschluss der obligatorischen Schulzeit stossen können. Welche Gelegenheiten bieten sich ihnen? Die Auswahl scheint auf den ersten Blick recht einfach: für ein paar Monate ins Ausland fahren, weiter studieren oder eine Berufslehre beginnen. Hier ein paar nähere Angaben zu diesen drei Möglichkeiten:
Für ein paar Monate ins Ausland fahren: Die Idee klingt verlockend, gehört aber besonders in Süditalien weder zu den Prioritäten noch zu den Gewohnheiten. Es besteht eine grosse Befürchtung, erst spät auf den Arbeitsmarkt zu kommen. Je nach dem gewählten Berufszweig ist diese Angst gerechtfertigt; die Jugendlichen, die wegfahren, tun dies in der Regel zu zweit oder zu dritt, aber nur selten allein!
Weiter studieren: Dies ist die zwar wenig originelle aber empfohlene Lösung. In der klassischen Schullaufbahn wird erwartet, dass Matura und Universität an die obligatorischen Schuljahre anschliessen.
Eine Berufslehre beginnen: für die Jungen, welche nicht weiter studieren möchten ist dies die beste Lösung. Aber, und das ist das Problem, es gibt keine Ausbildung in der Art, wie wir sie bei uns kennen.
Weshalb fördert die italienische Regierung diese Möglichkeit nur verhalten?
Ich habe mich an der Website der Isolf orientiert, wo erklärt wird, dass die Berufslehre ein vertragliches Ausbildungsinstitut für den Einstieg in den Arbeitsmarkt von jungen Leuten bis 29 Jahren ist. Es handelt sich um ein abhängiges Arbeitsverhältnis, welches durch das Gesetz 196/197 und, seit kurzem, durch die gesetzgebende Verordnung Nr. 276 von 2003 geregelt ist. Die Berufslehre betrifft im Durchschnitt leicht über 1,5%, während sie bei den Jugendlichen ca. 8% ausmacht. Diese schwache Leistung ist hauptsächlich zwei Faktoren zuzuschreiben: der erste ist die Tatsache, dass es sich um einen zeitlich beschränkten Vertrag handelt, was als unsicher angesehen wird, und der zweite ist die Möglichkeit des Lehrmeisters, dem Lehrling jederzeit die Stelle kündigen zu können. Zudem gibt es nur wenige Berufssektoren, die eine solche Ausbildungsgelegenheit anbieten. Ich habe mich ebenfalls an Marilena Berardo gewandt, Chefin der italienischen Handelskammer in Genf. Sie hat mir die Probleme der Leute bestätigt, die nicht weiter studieren wollen, hat aber hinzugefügt: " Ich bin überzeugt, dass in der Hinsicht ein Wandel im Gang ist, besonders weil immer mehr Junge Berufserfahrungen im Ausland sammeln wollen. "
Bleibt zu hoffen, dass Frau Berardo Recht hat! Für die Italiener, welche nach Abschluss der obligatorischen Schulzeit nicht weiter studieren wollen, wäre dieses System die Lösung aller ihrer Probleme, und die positiven Effekte würden sich auch in der Wirtschaft widerspiegeln, die dies enorm brauchen könnte!
RS
traduction: Cécile Jacq