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Jobsplitting: Ausweg aus Arbeitslosigkeit und Prekariat?

Arbeitsmarkt -
22 Februar 2017


Jobsplitting: Ausweg aus Arbeitslosigkeit und Prekariat?

Endlich haben Sie einen Job gefunden. Der ist jedoch nur Teilzeit und eigentlich benötigen Sie eine Vollzeitstelle. In Frankreich bietet das Jobsplitting dagegen Abhilfe. Überlegungen zu einer Randerscheinung, die bei Arbeitgebern wie Arbeitnehmern immer mehr an Bedeutung gewinnt.

Das Jobsplitting (TTP – travail à temps partagé), 2005 in Frankreich eingeführt, erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Es bietet dem Arbeitnehmer eine feste Vollzeitbeschäftigung, und zwar aufgeteilt auf mehrere Unternehmen. So arbeitet er zum Beispiel drei Tage pro Woche bei Arbeitgeber X, einen Tag bei Y und einen weiteren Tag bei Z. Die Koordinierung der einzelnen Jobs bereitet ihm keine Probleme, denn die Unternehmen, für die er arbeitet, sind in ein und demselben Netzwerk zusammengeschlossen.

Vénétis, Helys oder Cornoualia lauten in Frankreich die Namen derartiger Arbeitgebergruppen oder Jobsplittingunternehmen (ETTP – entreprises de travail à temps partagé). Sie stellen den Arbeitnehmer als Vollzeitmitarbeiter ein und bringen ihn in mehreren Firmen unter, wo er zwar zeitanteilig arbeitet, aber letztlich, unter dem Strich, auf eine Vollzeitbeschäftigung kommt.

Dieses System eignet sich besonders für Kleinbetriebe, die zumeist keine Vollzeitstelle anbieten können. Zwar benötigen viele von ihnen einen Personalverantwortlichen oder einen Buchhalter. Dessen Arbeitszeit entspricht aber nur 20 oder 30 Prozent der Regelarbeitszeit. So finden sie mitunter nur schwer eine qualifizierte Person, die mit einem niedrigen Beschäftigungsgrad arbeiten möchte. Das Jobsplitting gewährleistet ihnen einen Experten, der seine Stelle langfristig besetzt, weil er parallel dazu noch weitere Arbeitsstellen hat.

Für Arbeitnehmer ist dieses System ebenfalls attraktiv. Denn es bietet ihnen einen Ausweg aus dem Prekariat und der Mühle mehrerer Jobs, die ihm letzten Endes kein reguläres Einkommen einbringen. Das neuartige Arbeitsmodell bewahrt den Arbeitnehmer ausserdem vor der Routine, so dass seine berufliche Motivation erhalten bleibt.

Wer weiss, vielleicht wird dieses flexible und attraktive System demnächst auch in der Schweiz Fuss fassen!

 
 

Christelle Genier

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