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Interview mit Herrn Porot

Interviews -
16 Juni 2008


Interview mit Herrn Porot
 
" Wissen Sie, welches der Schlüssel zum Erfolg ist? Sich auf den Output und nicht auf den Input stützen." Aufgrund dieser Aussage habe ich mich an eine charismatische, nicht nur in der Arbeitswelt bekannte Persönlichkeit gewandt: Herrn Daniel Porot. Dieser Autor von über 20 Referenzwerken leitet ein Team, das sich auf Laufbahnplanung und Stellensuche spezialisiert hat. Mit welchem Ziel? Arbeitslosen so weit als möglich helfen, wieder in das Berufsleben einzusteigen und dank richtiger Fragestellung wieder an Selbstvertrauen zu gewinnen.

 Wie kam es dazu, dass Ihre Bücher unumgänglich wurden?

Vor ca. 20 Jahren trat in der Schweiz eine Wirtschaftskrise ein. Und damit etwas bis dato Undenkbares: die Streichung von Arbeitsstellen. In allen Bereichen kam es zu massiven Kündigungen, das Einkommen der Arbeiter sank und es entstand wieder dauerhaft Arbeitslosigkeit. Die ruhmreichen 30 Jahre waren vorbei, und mit dem Beginn der Wirtschaftskrise, deren Auswirkungen man heute noch spürt, wurden sich die Unternehmer der Wichtigkeit bewusst, rasch Einsparungen machen zu können, insbesondere durch Kündigungen. Die letzten Stunden des " dolce far niente " hatten geschlagen. Die Arbeitssuchenden wurden immer zahlreicher und man musste sich um sie kümmern. Ein paar Jahre später entstand die Idee, mit Hilfe von Büchern und Ratschlägen jedem die Chance auf eine neue Stelle zu bieten, u. U. in einem anderen Bereich. Daniel Porot ist seit über 30 Jahren in Genf ansässig und hat sich erst durch seine Schriften, dann durch eine gleichnamige, von gewissen Westschweizer Kantonen übernommene Methode durchgesetzt.

Auch nach so vielen Werken sind Sie nicht in die Falle der Wiederholung getappt... welches ist Ihr Geheimnis?

In Wirklichkeit inspirieren mich die Arbeitssuchenden, welche die Kurse besuchen. Jährlich sind es 3-4000 Personen, die an den verschiedenen Angeboten teilnehmen; der Leitfaden ist: ein Praktikum (oder Kurs), ein Problem (Vorstellungsgespräch, Lebenslauf, Gehalt...). Die Kandidaten kennen das Kursschema und können so entsprechende Fragen zum behandelten Thema vorbereiten. Gleichzeitig denken wir im Büro über Buchideen in Bezug auf die treffendsten Fragen nach. Einige Bücher informieren den Leser über ein allgemeines Thema, andere behandeln ein bestimmtes Thema, oft vom Allgemeinen abgeleitet.

Ein Bewerbungsschreiben für eine Spontanbewerbung zu schreiben ist langweilig. Man weiss nie, was man schreiben soll und ist fast sicher, dass der Brief erfolglos bleiben wird. Gibt es Tipps und Tricks?

Oft schicken die Leute Briefe überall hin, einerseits um sich nicht zu sehr anstrengen zu müssen, andererseits um den Anforderungen der Arbeitslosenkasse zu entsprechen. Für diejenigen, die tatsächlich eine Stelle suchen, ist und bleibt die beste Lösung der Versand gezielter Anschreiben. Wenn der Kandidat jedoch trotzdem allgemeine Briefe verschicken will, muss er dabei vier Elemente beachten:

" 1) Die Anschrift im Brief muss die richtige Firma und die richtige Person enthalten, die richtige Präsentation ist dabei nicht zu vergessen (Rechtschreibung, Grammatik)

2) ein Standardbrief, der an alle Unternehmen geschickt wird, hat kaum eine Chance auf Erfolg, denn man schätzt die Erfolgsrate in diesem Fall auf weniger als 5%. 

3) Ein Brief für jeden gewünschten Bereich, aber auch gezielt auf die jeweilige Region abgestimmt, lässt die Erfolgsrate auf bis zu 40% ansteigen! Ein " spontanes " Bewerbungsschreiben, das sich an mehr als 15 Unternehmen richtet wird ungenau und daher kaum beachtet.

4) niemals sagen, was ich habe sondern was ich dem Unternehmen bieten kann. "

Die Lebensläufe bleiben für mich eine zentrale Frage in all meinen Interviews. Ich wollte dies beibehalten und habe Herr Porot gefragt, was einen "guten Lebenslauf" z.B. im Rahmen einer Spontanbewerbung ausmacht?

"Was ist ein guter Lebenslauf? Ein guter Lebenslauf ist kein Lebenslauf". Dieser Satz scheint provozierend, entspricht aber, nach einer entsprechenden Erklärung, ganz der Methode Porot: Fragen, die sich jedermann stellt konkretisieren durch einfache und didaktische Antworten. Von 100% eingestellten Personen kommen 15% vom offenen, 85% vom versteckten Arbeitsmarkt (siehe auch im Jobitcmag-Artikel: Bevor Sie sich bewerben, analysieren Sie den Markt!). "In 85% der Anzeigen des offenen Arbeitsmarkts wird ein Lebenslauf verlangt, hier stellt sich die Frage nicht. Der versteckte Arbeitsmarkt hingegen verlangt nicht nach einem Lebenslauf, hier geht es um Spontanbewerbungen; nutzen Sie die Gelegenheit. Der Brief muss klar und fehlerfrei sein, sich auf eine Seite beschränken und in 2 bis 3 Absätzen darstellen, welche interessanten Fähigkeiten man dem Unternehmen bieten kann."

Welche Informationen sollten die verschiedenen Teile eines Lebenslaufs enthalten?

Ausbildung, nur die letzte oder die letzten beiden Diplome oder Auszeichnungen erwähnen. Denken Sie daran, dass diese Papiere nicht viel aussagen, wenn sie nicht durch 2 - 3 Punkte ergänzt werden, die zusammenfassend erklären, was man in dieser Ausbildung gelernt hat und was dem kontaktierten Arbeitgeber nützlich sein kann. Es ist unnötig Punkte einzufügen, die für das Unternehmen nichts aussagen.

Sprachen: selbstverständlich ein wichtiger Bestandteil, aber je nach Beruf nicht zu lang auszuführen.

Berufserfahrung: die Schlüsselelemente einer vergangenen Berufserfahrung aufführen, um zu zeigen, dass man sich anpassen kann, sich zu helfen weiss, Initiativen ergreifen kann, oder andere Punkte erwähnen, die die eigentlichen Merkmale des Bewerbers hervorheben.

Hobbies: Es ist gut zu zeigen, dass die Person Interessen ausserhalb der Arbeitswelt besitzt, aber man sollte es nicht übertreiben. Es könnte beim potentiellen Arbeitgeber Misstrauen wecken, er könnte sich fragen ob "das Leben des Bewerbers nicht erst nach 17 Uhr beginnt!".

Nie aus den Augen verlieren, dass alles Gesagte sehr variabel ist, sagt Daniel Porot : "49% der Leute finden es gut, dass die Hobbies erwähnt werden, 51% mögen dies nicht.". So erstaunt es nicht, dass es nicht eine einzige gute Haltung gibt. Wie auch immer man sich darstellt, mag es falsch sein, daher sollte der Lebenslauf den Bewerber möglichst so darstellen, wie er ist.

Jeder oben erwähnte Punkt sollte kurz erklärt werden, damit das Unternehmen das Profil besser versteht. Versuchen Sie nie zu zeigen, was Sie besitzen sondern was Sie dem Unternehmen bringen können. Einen immer wiederkehrenden Punkt in all seinen Büchern könnte man wie folgt zusammenfassen: "Dienstleister werden, um nicht mehr Stellensuchender zu sein." (Comment trouver une situation, Daniel Porot - siehe " Ihre Bibliothek " in der Rubrik des Jobticmag)

Wie sollte sich die Arbeitslosenkasse gegenüber den Personen verhalten, die das System missbrauchen?

Die Antwort ist selbstverständlich nicht einfach: Aus der Sicht von Herrn Porot bestrafen sich diese Personen selbst. Kurzfristig haben sie den Eindruck zu gewinnen, aber langfristig richten sie sich selbst zugrunde. Weil sie nicht mehr wissen, wie sie echt Arbeit suchen sollen sind sie nicht mehr aktiv und verfügen nicht mehr über den richtigen  Blick, um Arbeit zu finden. Um eine solche falsche Stellensuche zu vermeiden müsste man sie dazu bewegen, sich dort zu bewerben, wo ihre Erfolgsrate am höchsten ist, um die Arbeitslosenzeit so kurz wie möglich zu halten... davon hätten alle etwas! Diese Idee könnte als Anregung dienen...

 

Raphael Sola
Traduction: Cécile Jacq
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